Andachten und Gedanken
Gebet für die ganze Welt
Gott, unser Schöpfer und Retter, lass uns deine Güte erfahren
und bewahre uns in dieser Krise, die die ganze Welt getroffen hat.
Wir bitten dich:
Kyrie eleison.
Für alle, die erkrankt sind, bitten wir:
Kyrie eleison.
Für alle, die in Krankenhäusern, Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen arbeiten, bitten wir:
Kyrie eleison.
Für alle, die bei der Polizei, der Feuerwehr, im Verkehr und an den Grenzen Dienst tun, bitten wir:
Kyrie eleison.
Für alle, die in der Lebensmittelversorgung und in der Landwirtschaft arbeiten, bitten wir:
Kyrie eleison.
Für alle, die um ihren Arbeitsplatz und ihre Existenz fürchten, bitten wir:
Kyrie eleison.
Für alle, die Entscheidungen treffen müssen für das öffentliche Leben, bitten wir:
Kyrie eleison.
Dass wir einander beistehen und Wege finden, alle mit dem Nötigen zu unterstützen, bitten wir:
Kyrie eleison.
Dass unter uns Friede bewahrt und Verantwortlichkeit gestärkt wird, bitten wir:
Kyrie eleison.
(Hier können persönliche und aktuelle Bitten ergänzt werden.)
Gütiger Gott, bewahre uns und alle, die wir lieben.
Und mit allen Christen auf Erden beten wir gemeinsam:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser täglich Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Segen
Der barmherzige Gott sei ein Segen für Deinen Tag
und behüte Dich in der Ruhe der Nacht.
Der lebendige Herr Jesus Christus schenke Dir Hoffnung für diesen Tag
und die Zuversicht für den neuen Tag.
Der freudenreiche Geist helfe Dir auf, wenn Du gehst,
und segne jeden Deiner Schritte.
So segne und behüte Dich der dreieinge Gott,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.
Andacht / Kleiner Gottesdienst in der Fastenzeit Ende März 2020
Andacht / Kleiner Gottesdienst in der Fastenzeit Ende März 2020
Pfarrer Andreas Riehm-Strammer, Philippsburg
Wir kommen vor Gott, weil wir wissen, dass Gott zu uns kommt.
Wenn wir feiern, dann in seinem Namen:
im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
(Lied / Musik ?)
Aus dem 86.Psalm
HERR, neige deine Ohren und erhöre mich;
denn ich bin elend und arm.
Bewahre meine Seele, denn ich bin dir treu.
Hilf du, mein Gott, deinem Knechte, der sich verlässt auf dich.
Herr, sei mir gnädig;
denn ich rufe täglich zu dir.
Denn du, Herr, bist gut und gnädig,
von großer Güte allen, die dich anrufen.
In der Not rufe ich dich an;
du wollest mich erhören!
Herr, es ist dir keiner gleich unter den Göttern,
und niemand kann tun, was du tust.
Weise mir, HERR, deinen Weg,
dass ich wandle in deiner Wahrheit;
erhalte mein Herz bei dem einen,
dass ich deinen Namen fürchte.
Lasst uns beten:
Ewiger Gott,
tief in unserer Seele brauchen wir Gewissheit,
suchen nach Zeichen Deiner Nähe.
Tu ein Zeichen an mir,
dass Du es gut mit mir meinst.
Das bitten die Verunsicherten,
die gewiss sein wollen,
dass sie den Lebensfaden nicht verloren haben.
Lass Dein Wort und Deine Kirche
uns zu tröstenden Zeichen werden.
Richte uns auf zu neuem Glauben.
So bitten wir in Jesu Namen. Amen.
(Lied / Musik ?)
-- hier könnte auch noch gemeinsam das Glaubensbekenntnis gesprochen werden --
(Ansprache: Gottes Nähe hilft durch nahendes Unheil hindurch...
Ihr Lieben, Bewohner und Mitarbeiter hier im Haus
Es ist wie ein Hochwasser am Rhein. Wir kennen das. Ein oder zwei Mal im Jahr steigt der Spiegel. Und alle, die da nahe am Fluss wohnen, hoffen und bangen: hoffentlich kommt es uns nicht zu nahe. Dann werden Dämme gebaut, Schleusen geschlossen, das Haus gesichert. Hoffentlich bleibt es weit weg. Wobei das Wasser gut zu sehen und zu beobachten ist. Der Virus in diesen Tagen ist nicht sichtbar. Da gibt es vieles, was wir wissen, aber auch einiges an Spekulationen. Und immer ein banges Schauen: hoffentlich kommt er mir nicht zu nahe. Und Angst ist ja dabei: was kann da alles passieren? Und warum müsste es so enden? Und: da tut die Wut ganz gut: dieser Virus soll doch endlich verschwinden! Geh weg, fass mich nicht an! Und wir suchen auch die Ursachen, manchmal Sündenböcke, die doch gar nichts dafür können. Und manchmal wird die Klage auch zur Wut und zur Anklage gegen Gott: Warum hast Du das zugelassen? Hast Du den Virus geschickt? Warum hilfst Du nicht mit starker Hand? Wann werden wir endlich wieder entlastet?
Ja hoffentlich kommt es nicht zu nahe. Mit vollem Recht dieser Wunsch. Denn es soll normal gehen mit meinem Leben, ob in jungen oder in alten Jahren. Es soll gut gehen. Es sollen auch die Tage jetzt ruhig sein und bleiben. Nicht zu nahe der Virus, die Krankheit. Aber nahe sein sollen mir doch die Menschen, meine Liebsten, Familie oder Freunde. Und die sind mir jetzt eine Zeit lang genommen. (Es hilft gegen die Ausbreitung der Krankheit.)
Nahe sollen sie mir sein, die Menschen, aber nicht die Krankheit, nicht das Verderben. So hat es auch das Volk Israel in den Zeiten des Mose gesagt. In schweren Zeiten, als sie durch die Wüste gehen mussten. Sie waren geführt und geleitet durch Gott. Aber wenn es ihnen zu schwer wurde, haben sie auch zu anderen Göttern geschielt. Sie fragten: warum ist unser Gott so weit weg? Was tut er für uns? Und da trifft sie einmal und immer wieder ein Wort der Zuversicht, in dem es heißt:
Wo ist so ein herrliches Volk, dem Götter so nahe sind wie uns der Herr, unser Gott, sooft wir ihn anrufen? (5. Mose/Deuteronomium 4, 7)
Gott ist ein Gott, der nahe sein will - uns, den Menschen, die er liebt. Gott ist nahe in vielen Zeichen und Wundern, die geschehen. Damals auf dem Weg durch die Wüste hat er es den Israeliten gezeigt in der Wolkensäule und in der Feuersäule, die den Weg gezeigt hatten. Gott hat es gezeigt in dem großen Wunder, als das ganze Volk voller Angst vor dem Wasser des Roten Meeres stand. Hoffentlich kommt es nicht zu nahe, das Unheil. So riefen alle zu Gott. Und dann kamen sie alle auf trockenem Fuß hindurch. Gott hat das Heil geschaffen, ganz nahe. Sie brauchten keine Angst mehr haben vor dem Unheil. Gott kann das: Hindurchführen auch durch das Unheil, vernichten die Krankheit und das Unheil.
Wo ist so ein herrliches Volk, dem Götter so nahe sind wie uns der Herr, unser Gott, sooft wir ihn anrufen?
Ja Gott ist uns ganz nahe. Und wir wissen es und können darauf vertrauen, weil wir ihn anrufen können. Wir können zu ihm beten. Wir können hören auf seine Worte. Und wir können ihn schauen im Sohn Jesus Christus. Da ist er ganz nahe zu den Menschen gekommen. Und da hat er in vielen Zeichen und Wundern immer wieder Krankheit besiegt. Wie nahe auch ein Unheil kommt, Gott ist näher, ganz nah an meiner Seite.
Jetzt gehen wir auf Ostern zu. Noch müssen wir durch diese Passionszeit, die vorösterliche Bußzeit hindurch. Aber dann kommt das Osterfest. Gott lässt es sich nicht nehmen. Er hat alles Unheil und auch den Tod besiegt. Wir haben Hoffnung. Und wir werden ihm ganz nahe sein, dann, an seinem Tag.
Amen.
Andacht / Kleiner Gottesdienst in der Fastenzeit Anfang April 2020
Andacht / Kleiner Gottesdienst in der Fastenzeit Anfang April 2020
Pfarrer Andreas Riehm-Strammer, Philippsburg
Wir kommen vor Gott, weil wir wissen, dass Gott zu uns kommt.
Wenn wir feiern, dann in seinem Namen:
im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
(Lied / Musik ?)
Aus dem 91. Psalm
Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt
und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt,
der spricht zu dem HERRN: Meine Zuversicht und meine Burg,
mein Gott, auf den ich hoffe.
Denn er errettet dich vom Strick des Jägers
und von der verderblichen Pest.
Er wird dich mit seinen Fittichen decken,
und Zuflucht wirst du haben unter seinen Flügeln.
Seine Wahrheit ist Schirm und Schild,
dass du nicht erschrecken musst vor dem Grauen der Nacht,
vor dem Pfeil, der des Tages fliegt,
vor der Pest, die im Finstern schleicht,
vor der Seuche, die am Mittag Verderben bringt.
Denn der HERR ist deine Zuversicht,
der Höchste ist deine Zuflucht.
Denn er hat seinen Engeln befohlen,
dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen,
dass sie dich auf den Händen tragen
und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.
Lasst uns beten:
Guter Gott,
Ja es bedrängt uns so vieles,
nicht nur Äußerliches oder Krankheit, auch Sorgen und Ämgste.
Sende uns Deinen Heiligen Geist,
daß wir gewiss und beruhigt sein können,
daß Du uns nahe bist, an unserer Seite,
daß Deine Engel uns umgeben - zum Schutz und zum Segen.
So bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
(Lied / Musik ?)
-- hier könnte auch noch gemeinsam das Glaubensbekenntnis gesprochen werden --
(Ansprache: Gottes Nähe hilft durch nahendes Unheil hindurch >>)
Ihr Lieben, Bewohner und Mitarbeiter hier im Haus
Wir gehen auf Ostern zu. Wir gehen dabei Wege mit Jesus. Wir gehen dazu den Passionsweg. Er beginnt bei Jesus mit einer Feier, der Feier des Lebens im Abendmahl, in den Gaben von Brot und Wein. Und dazu im Gespräch mit seinen Freunden - mit einer so schönen und wohltuenden Zusage:
Ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre. (Lukas 22, 32)
So sagt Jesus zu Petrus. Ich für Dich, sagt er zu ihm, und wohl so gemeint auch zu allen Jüngern. Er schließt den Petrus ins Gebet ein. So ist er für ihn da und sagt ihm seine Nähe zu.
Das ist ja wohl doch, was uns in diesen Tagen von fast überall her gesagt wird: Wir sind für Sie da! Die Geschäfte und das Rathaus, die Bank und die Post und ebenso die Kirchen Wir sind für Sie da! Und warum betonen sie es so? Weil es eben zur Zeit so nicht gut geht, so vieles eben gar nicht geht, wie wir es sonst gewohnt sind - füreinander da sein. Wer ist für mich da? Er oder sie kann ja nicht zu mir kommen, und ich auch nicht zu den anderen. Es ist eine Quarantäne-Zeit. Also müssen sich alle etwas überlegen und Neues erfinden, und daher immer wieder diese Betonung; und daher dieses wohltuende Wort: Wir sind für Sie da!
Jesus tut es auf seine Weise. Und er tut es sogar schon zu einer Zeit, als sie da noch fröhlich in der Runde zusammen sitzen und feiern. In großer Gemeinschaft um den Tisch, und reichen sich das Brot und trinken aus dem Kelch. Doch da weiß Jesus schon, daß es nicht immer so sein wird. Daß sie auseinander gerissen werden, daß er bald wird sterben müssen. Und da gibt er schon dieses wohltuende Wort weiter: Ich habe für dich gebeten - Ich bin für dich da mit meinem Gebet.
Das ist, wie er für uns da ist. Er bittet/betet für uns. Wir haben einen Fürsprecher bei Gott, einen Fürsprecher für das Leben, egal wie nah oder fern wir einander sind. Wir haben dieses Beten von Jesus, einen der es tut für mich zu jeder Zeit. Wir sind nicht allein. Jesus hat die Passionswege sehr klar vor Augen gesehen. Er mag auch gesehen haben, daß wir immer wieder Passionswege gehen müssen im Leben. Auch diese Pandemie ist ein solcher für so viele Menschen auf der ganzen Welt.
Wir Christen können vielleicht in der Passionszeit, in diesen Tagen jetzt auf Ostern zu, einiges einüben, was es heißt, auch durch Leidenszeiten hindurch zu gehen. Vor allem die Hoffnung! Denn es gibt ein Ende dieser Zeit. Das ist gewiß. Das hat Gott gesetzt. Es gibt ein Osterfest, es gibt eine Auferstehung. Selbst wenn wir noch nicht genau wissen, wie und wann es kommt. Wir leben schon heute davon, daß Christus den Tod besiegt hat. Das ist unsere Hoffnung.
Und wir können einüben das Gebet: ich bin für dich da. Eben das, was Jesus hier schon zu Beginn seines Leidensweges sagt, das ist uns die Hilfe und Stütze, ja eigentlich der Grund dafür, daß auch wir es anderen sagen können: ich bin für dich da, ich bete und bitte für dich. Genauso dürfen wir es uns auch sagen lassen. Ich darf wissen, daß da andere sind, die beten für mich. Jeden Sonntag in ihrem je eigenen Gottesdienst Menschen in ihren Häusern; bei uns auch viele jeweils bei einem immer gleichen Abendgebet mit der Kerze im Fenster. Aber auch bei vielen Freunden und Familien.
So wie es Jesus sagt: Ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre.
esus stärkt mir den Glauben, stärkt das Vertrauen in das Leben. Gott ist für mich da, alle Tage.
Amen.
(Lied / Musik ?)
So lasst uns jetzt füreinander beten:
Gott, unser Schöpfer und Retter, lass uns deine Güte erfahren
und bewahre uns in dieser Krise, die die ganze Welt getroffen hat.
Wir bitten dich:
Für alle, die erkrankt sind,
und für alle, die in Krankenhäusern, Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen arbeiten,
bitten wir:
Halte Deine schützenden Hände über sie.
Für alle, die bei der Polizei, der Feuerwehr, im Verkehr und an den Grenzen Dienst tun,
und für alle, die in der Lebensmittelversorgung und in der Landwirtschaft arbeiten,
bitten wir:
Halte Deine schützenden Hände über sie.
Für alle, die um ihren Arbeitsplatz und ihre Existenz fürchten,
und ebenso für alle, die Entscheidungen treffen müssen für das öffentliche Leben,
bitten wir:
Halte Deine schützenden Hände über sie.
Dass wir einander beistehen und Wege finden, alle mit dem Nötigen zu unterstützen,
und dass unter uns Friede bewahrt und Verantwortlichkeit gestärkt wird,
bitten wir:
Halte Deine schützenden Hände über sie.
Gütiger Gott, bewahre uns und alle, die wir lieben.
Und mit allen Christen auf Erden beten wir gemeinsam:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser täglich Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
(Lied / Musik ?)
So empfangt den Segen Gottes:
Der barmherzige Gott sei ein Segen für Deinen Tag
und behüte Dich in der Ruhe der Nacht.
Der lebendige Herr Jesus Christus schenke Dir Hoffnung für diesen Tag
und die Zuversicht für den neuen Tag.
Der freudenreiche Geist helfe Dir auf, wenn Du gehst,
und segne jeden Deiner Schritte.
So segne und behüte Dich der dreieinge Gott,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.
Andacht / Kleiner Gottesdienst in der Osterzeit April 2020
Andacht / Kleiner Gottesdienst
in der Osterzeit April 2020
Pfarrer Andreas Riehm-Strammer, Philippsburg
Wir kommen vor Gott, weil wir wissen, dass Gott zu uns kommt.
Wenn wir feiern, dann in seinem Namen:
im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
(Lied / Musik ?)
Aus dem 116. Psalm
Das ist mir lieb,
dass der HERR meine Stimme und mein Flehen hört.
Denn er neigte sein Ohr zu mir;
darum will ich mein Leben lang ihn anrufen.
Stricke des Todes hatten mich umfangen,
des Totenreichs Schrecken hatten mich getroffen;
ich kam in Jammer und Not.
Aber ich rief an den Namen des HERRN:
Ach, HERR, errette mich!
Der HERR behütet die Unmündigen;
wenn ich schwach bin, so hilft er mir.
Denn du hast meine Seele vom Tode errettet,
mein Auge von den Tränen, meinen Fuß vom Gleiten.
Ich will den Kelch des Heils erheben
und des HERRN Namen anrufen.
Ich will meine Gelübde dem HERRN erfüllen
vor all seinem Volk
in den Vorhöfen am Hause des HERRN,
in deiner Mitte, Jerusalem.
Halleluja!
Lasst uns beten:
Ja, wir dürfen Ostern feiern, guter Gott.
Wir dürfen Dich nennen: lieber Gott.
Denn Deine Liebe hat uns Leben geschenkt,
in Jesus Christus, Deinem Sohn, den du aus dem Tode auferweckt hast.
Sei nun bei uns, bei jedem einzelnen.
Stärke uns, auch wenn wir alleine sind.
daß wir Dich loben können und Dir vertrauen, Deinem Geist und Deiner Nähe. Amen.
(Lied / Musik ?)
Christ ist erstanden von der Marter alle; des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sei.
Wär er nicht erstanden, so wär die Welt vergangen. Seit daß er erstanden ist, so lobn wir den Vater Jesu Christ. Halleluja.
- hier könnte auch noch gemeinsam das Glaubensbekenntnis gesprochen werden -
Der Auferstandene am See von Tiberias
Lesung aus dem Johannesevengelium im 21. Kapitel
(auf Audio gelesen aus der Züricher Übersezung)
1 - Danach offenbarte sich Jesus abermals den Jüngern am See von Tiberias. Er offenbarte sich aber so:
2 - Es waren beieinander Simon Petrus und Thomas, der Zwilling genannt wird, und Nathanael aus Kana in Galiläa und die Söhne des Zebedäus und zwei andere seiner Jünger.
3 - Spricht Simon Petrus zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sprechen zu ihm: Wir kommen mit dir. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot, und in dieser Nacht fingen sie nichts.
4 - Als es aber schon Morgen war, stand Jesus am Ufer, aber die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war.
5 - Spricht Jesus zu ihnen: Kinder, habt ihr nichts zu essen? Sie antworteten ihm: Nein.
6 - Er aber sprach zu ihnen: Werft das Netz aus zur Rechten des Bootes, so werdet ihr finden. Da warfen sie es aus und konnten's nicht mehr ziehen wegen der Menge der Fische.
7 - Da spricht der Jünger, den Jesus lieb hatte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte: "Es ist der Herr", da gürtete er sich das Obergewand um, denn er war nackt, und warf sich in den See.
8 - Die andern Jünger aber kamen mit dem Boot, denn sie waren nicht fern vom Land, nur etwa zweihundert Ellen, und zogen das Netz mit den Fischen.
9 - Als sie nun an Land stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer am Boden und Fisch darauf und Brot.
10 - Spricht Jesus zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt!
11 - Simon Petrus stieg herauf und zog das Netz an Land, voll großer Fische, hundertdreiundfünfzig. Und obwohl es so viele waren, zerriss doch das Netz nicht.
12 - Spricht Jesus zu ihnen: Kommt und haltet das Mahl! Niemand aber unter den Jüngern wagte, ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten: Es ist der Herr.
13 - Da kommt Jesus und nimmt das Brot und gibt's ihnen, desgleichen auch den Fisch.
14 - Das ist nun das dritte Mal, dass sich Jesus den Jüngern offenbarte, nachdem er von den Toten auferstanden war.
(Ansprache: Das Heil Gottes ist mit Abstand ganz nahe:)
Liebe Bewohner und Bewohnerinnen, liebe Mitarbeiterinnen im Haus!
Jesus hat nicht zu viel versprochen, hat sein Versprechen gehalten. Am Gründonnerstag hatten wir in unserer Andacht in der Gemeinde gehört, wie Jesus sagte: "Ihr habt jetzt Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen." (Joh.16,22) Und nun hat er es bei den Jüngern dort am See wahr gemacht. Es gibt ein Wiedersehen. Es gibt einen Heiland, der da direkt vor ihnen steht. Wieder zusammen treffen. Wieder auch zusammen essen, vielleicht auch die Hände schütteln und in den Arm nehmen. Wieder auch das Mahl feiern mit den Gaben Jesu. Die ganze Krise ist überwunden; die Trennung, die auch die Gemeinschaft auseinander gebracht hatte. Ja es geht vorüber. Alles wird gut. Wiedersehen.
Jesus hat nicht zu viel versprochen, hat sein Versprechen gehalten. Das ist Ostern, liebe Gemeinde, das ist die Osterzeit, das ist die österliche Zeit unseres Lebens insgesamt. Gott hat uns nicht zu viel versprochen, wie es der Psalm sagte: "Du hast meine Seele vom Tode errettet." Das ist Ostern auch jetzt. Und diese schöne Geschichte dort am See Genezareth, wie sie sich da wiedergesehen haben, passt so gut zu unseren Tagen jetzt, da wir trotz gemeinsamem Osterfest weiter auf Abstand bleiben - und doch ganz nahe dem lebendigen Gott sind.
Denn das ist diese Geschichte: das Heil ist mit Abstand nahe. Mit Abstand nahe! Mit großem Abstand taucht da Jesus auf. Die Jünger sind auf dem Wasser im Boot, und Jesus steht entfernt am Ufer. So deutlich ist er gar nicht zu erkennen. Der Lebendige, das Leben - so manchmal klein und nur schemenhaft auch in meinem Leben - das Lebendige. Bei jeder Geburt eines Kindes: das ist doch so klein und zerbrechlich. Aber von Gott geschützt und gesegnet. Und die kleinen Schritte der Gesundheit, auch oft so unscheinbar, und doch von Gott gesegnet.
Ja und gewissermaßen schlimmer noch: die Jünger mögen den Mann am Ufer zwar sehen, aber sie erkannten ihn nicht. Sehenden Auges am Heil vorbei. Sehenden Auges die falsche Entscheidung getroffen. Sehenden Auges in die Schuld gegangen, wie oft haben auch wir so unsere Schuld bekennen müssen. Da ist auf Abstand das Heil so nahe, und wir erkennen es nicht.
Jetzt ist Jesus da, und tut auch gleich ein Wunder - das Netz voller Fische. Und dann eben, dann verschwindet er nicht gleich wieder. Nein, der Auferstandene ist und bleibt da, auch mit Abstand.
Simon Petrus ist mir da in dieser Geschichte vielleicht am nächsten. Denn von ihm heißt es, er hörte davon, daß Jesus da sei. Er hat dort vom Boot aus noch gar nichts gesehen oder erkannt. Er hat nur etwas vom anderen Jünger gehört. Einmal hatte er zuvor zwar den Auferstandenen schon gesehen; aber jetzt hat er nur gehört, daß dieser Auferstandene hier ganz nahe sei. Und von diesem Hören her macht er sich auf, um so schnell wie möglich am Ufer zu sein - schneller noch als das überschwere Boot.
Das Gehörte treibt ihn an, umzukehren und zum Leben hin sich zu wenden. Das Gehörte - wie das Hören der Osterbotschaft in unseren Gottesdiensten, auch in Radio und Fernsehen. Das Hören dieses österlichen Rufes: Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Daß wir hören, daß Jesus nahe ist und Gutes tut, Wunder vollbringt. Da mag der Abstand noch so groß sein - jetzt kann ich mich wieder umwenden und zum Leben hin aufmachen, kann in die Osterzeit gehen. Ich weiß jetzt schon, daß es ein Wiedersehen gibt. Es ist schon da, ganz nahe. Weil ich die Osterbotschaft höre, so wie Simon Petrus dort in dem Boot von der Nähe des Auferstandenen hörte.
Und dann geschieht es gewissermaßen umgekehrt: sie dürfen nun beieinander sitzen, zusammen essen, sich die Gaben von Jesus geben lassen - und sie reden und hören hier nichts mehr. Sie bleiben da auf Abstand. "Jesus sagte einfach zu den Jüngern: Kommt und esst! Und keiner von den Jüngern wagte ihn auszuforschen: Wer bist du? Denn sie wußten ja, daß es der Herr war." (V.12) Es braucht nichts weiter, wenn ich weiß, daß Jesus nahe ist. Es genügt, wenn ich esse und trinke, daß ich Gott danke für diese Gaben und das Leben. Ich brauche nicht weiter zu fragen: Wer bist Du? Jesus ist da, ist ganz nahe, auch mit Abstand nahe. Und er verspricht nicht zu viel, hat sein Versprechen gehalten: Ich will euch wiedersehen.
Das dürfen wir in der Osterzeit in unser Leben hinein nehmen: es wird das Wiedersehen geben, das Zusammensein, auf jeden Fall. Das Heil ist mit Abstand nahe. Denn Christus ist auferstanden! Alles wird gut.
Amen.
(Lied / Musik ?)
Lasst uns beten für uns und für diese ganze Welt:
Gott, Du Lebendiger,
der Du Deinen Sohn aus dem Grabe erweckt hast - für uns.
Höre uns, all unsere Bitten und unsere sehnlichsten Wünsche.
Wir bitten dich für alle, denen es schwer fällt,
auch in diesen Ostertagen noch Abstand voneinander halten zu müssen.
Laß es Ostern werden im Herzen, im Leben.
Wir bitten Dich für alle, die viel zu nah aufeinander hausen müssen,
für die Flüchtlinge in den Lagern,
für viele Wanderarbeiter in ihren Baracken,
für die manchen Dörfer in Afrika ohne Krankenhaus und ohne Wasser.
Laß es Ostern werden im Leben, in der Gemeinschaft.
Wir bitten Dich für alle, die krank liegen und nach Gesundheit rufen,
für alle, die durch den Virus betroffen sind und Angst haben,
für alle, die einsam sind, weil sie Abstand halten müssen.
Laß es Ostern werden in Worten und in Taten.
Wir bitten Dich für alle, die um Verstorbene trauern,
die Angehörige verloren haben,
die sich vielleicht nicht einmal richtig verabschieden konnten.
Laß es Ostern werden im Herzen, im Leben.
Und für all unsere Verstorbenen bitten wir:
Laß sie ruhen in Frieden, und das ewige Licht leuchte ihnen.
Laß sie kommen in den neuen Tag,
an dem Du uns alle wiedersehen willst.
Und mit allen Christen auf Erden beten wir gemeinsam:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser täglich Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
(Lied / Musik ?)
So empfangt den Segen Gottes:
Der barmherzige Gott sei ein Segen für Deinen Tag
und behüte Dich in der Ruhe der Nacht.
Der lebendige Herr Jesus Christus schenke Dir Hoffnung für diesen Tag
und die Zuversicht für den neuen Tag.
Der freudenreiche Geist helfe Dir auf, wenn Du gehst,
und segne jeden Deiner Schritte.
So segne und behüte Dich der dreieinge Gott,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.
Gedanken zu Gründonnerstag
Ihr habt nun Traurigkeit.
Aber:
Ich will Euch wiedersehen,
und Euer Herz soll sich freuen,
und Eure Freude soll niemand von Euch nehmen.
Es ist sicher schon mehr als 30 Jahre her, daß ich diesen Ausspruch Jesu aus dem Johannesevangelium als eine Vertonung für einen kurzen Zwischengesang im Gottesdienst kennenlernte. Seither kommt er mir immer wieder so in den Sinn. Beginnend mit ein paar ruhigen, eben traurigen Tönen. Dann ein deutllich betontes "Aber"; und danach eine sehr bewegte Melodie, welche die Freude ausdrückt und immer weiter wird.
Und immer wieder kommt mir dieser Vers in Erinnerung, wenn wir bei einem Trauergespräch beisammen sitzen und dies die Hoffnung untereinander ist: eines Tages werden wir uns wiedersehen. Die Queen von England hat dies in ihrer bewegenden Rede angesichts der Corona-Krise für die Mitbürger ihres Landes aufgenommen (aus einem Lied): "We will meet again!"
Wir treffen uns wieder - See You - auf jeden Fall, wenn das Ganze hier vorbei ist. Und dann singen und lachen wir wieder miteinander, nehmen uns in den Arm, schütteln Hände und geben Küsschen. So sagen wir es in diesen Tagen immer wieder, um damit unsere Hoffnung auszudrücken, um damit auch Durchhalte-Wille zu zeigen. Es wird vorüber gehen. Und zugleich die Hoffnung, daß es dabei mich und meine Liebsten nicht treffen möge. Aber weiß ich das?
Wir haben nun schon sehr viele Menschen gesehen, zumeist im Fernsehen oder in Videos, die mit lautem Schmerz über Angehörige trauerten, die ihnen durch diese Krankheit so schnell genommen wurden. Das ist ein Leid, das nicht einfach so vorüber zieht. Das sind Schmerzen, die auf einmal mitten hinein in meinen Alltag kommen. Es sind Schmerzen wie der Tod; und der trifft eines Tages jeden von uns.
Jesus stand kurz davor. In diesen Tagen der Karwoche bedenken wir es. Gedenken, wie dieser Mensch da dem Tod ins Auge schaute. Er wußte schon, was da passiert, wenn er jetzt da in der Nähe von Jerusalem verhaftet wurde und vor den Pilatus gestellt wurde. Er wußte: wenn er bei seiner Meinung und bei seinem Gottvertrauen blieb, dann führt das zum Tod. Aber er konnte nicht anders. Und kein Mensch kann anders. Eines Tages kann sich keiner mehr herausreden. Da steht der Tod vor der Tür und reißt uns mit, unweigerlich. Da kann ich nur trauern um die, die nun nicht mehr hier sind.
Jesus stand kurz davor, schaute den Tatsachen ins Auge. Und sagt dann zu seinen liebsten Freunden:
Ihr habt nun Traurigkeit.
Aber:
Ich will Euch wiedersehen,
und Euer Herz soll sich freuen,
und Eure Freude soll niemand von Euch nehmen.
Das sagt hier einer, der hindurch gegangen ist, bei dem es vorüber ist. Er ist auferstanden aus dem Tode; Gott hat ihn auferweckt. Also sagt es einer, der es sagen kann, der weiß, wovon er spricht. Obwohl es an ihm nicht vorübergegangen ist. Oder vielleicht gerade deswegen. Er ist nicht vorübergegangen - vorüber an uns, an den Menschen und deren Leiden, am Tod. Er ging mitten hinein. Dieses Mit-Leid sehen wir auch jetzt an unserer Seite. Nicht umsonst schauen wir in dieser Karwoche gerade auch darauf. Wir kennen den, der auch die Kranken kannte, zB: die mit Aussatz, zu denen jeder auf Abstand bleiben musste. Den, der auch das Leid einer Familie erlebte, die ihr Kind verloren hatte - ihnen hat er zu neuem Leben verholfen. Wir kennen den, der selbst Tränen in den Augen hatte, als er den Freund Lazarus tot im Grabe liegen sah. Es ist der, der von Gott geleitet ist, der ganz im Gottvertrauen lebte. Und eben da wird es ein umfassendes Wiedersehen werden. Mit dem ganzen Leben; mit allem, was dazu gehört. Mit dem Christus, dem Lebendigen. Wenn es mit ihm einmal ein Wiedersehen geben wird, dann ist da wirkliche Freude. Eine Freude tief im Herzen, eine die niemand wegnehmen kann.
Und dann ist es die Freude, von der ich weiß, daß sie allen Menschen gilt. Auch dieses Wiedersehen. Christus ist für alle gestorben. Und so sagt er dies auch für und zu allen Menschen. Und vielleicht entdecke ich in der großen Schar um Jesus auch all die, die ich gerne wiedersehen werde. Wenn alles vorüber ist. Wenn Ostern ist, Aufersehung. Wir kommen auf jeden Fall hindurch, und sei es durch das Letzte.
Daher feiern wir auch diese Freude schon jetzt, mitten in der Karwoche in der freudigen und festlichen Abendmahlsfeier am Gründonnerstag. Sie wird auch das kleine Ostern genannt. Es ist mitten im Alltag, während wir den Tatsachen ins Auge sehen, den Kurven mit den Zahlen der Infizierten. Während wir genau wissen: es kann jeden von uns treffen, ein Abschied oder gar die Krankheit selbst. Wir feiern diese hoffnungsvolle Zusage Jesu mitten im Alltag, während wir auch sehen, daß in der Welt andere Menschen auch noch von ganz anderem Leid und Schmerzen getroffen sind: Hunger, Krieg, Vertreibung, Lager und Seenot. Aber für alle ist Jesus gestorben. Und in seinem Wort hoffen wir und sind gewiss, daß eines Tages Friede und Gerechtigkeit überall regiern wird, und dann für alle die Freude unvergänglich bleibt, da er uns zusagt:
Ihr habt nun Traurigkeit.
Aber:
Ich will Euch wiedersehen,
und Euer Herz soll sich freuen,
und Eure Freude soll niemand von Euch nehmen.
Amen.
Andacht / Kleiner Gottesdienst in der Karwoche 2020
Andacht / Kleiner Gottesdienst in der Karwoche 2020
Andacht / Kleiner Gottesdienst Anfang Mai 2020
Andacht / Kleiner Gottesdienst Anfang Mai 2020
Pfarrer Andreas Riehm-Strammer, Philippsburg
Gottesdienst am Sonntag 17. Mai 2020
Gottesdienst am Sonntag 17. Mai 2020
Andacht / Kleiner Gottesdienst zu Himmelfahrt ( vom 22.05.)
Andacht / Kleiner Gottesdienst zu Himmelfahrt (22.05.)
Pfarrer Andreas Riehm-Strammer, Philippsburg
Andacht - Gottesdienst / Pfingsten 2020
Andacht - Gottesdienst / Pfingsten 2020
Andacht / Kleiner Gottesdienst im Juni 2020
Andacht / Kleiner Gottesdienst im Juni 2020
Andacht / Kleiner Gottesdienst August 2020 Nr. 1
Andacht / Kleiner Gottesdienst August 2020 Nr. 1
Andacht / Kleiner Gottesdienst August 2020 Nr. 2
Andacht / Kleiner Gottesdienst August 2020 Nr. 2
Andacht / Kleiner Gottesdienst September 2020
Andacht / Kleiner Gottesdienst September 2020
Andacht / Kleiner Gottesdienst im November 2020
Andacht / Kleiner Gottesdienst im November 2020
Anselm Grün - "Quarantäne! Eine Gebrauchsanweisung" - eine kurze Zusammenfassung
Vorblick - drei Dinge aus mönchischer Tradition
Gefragt ist als erstes die Emotionsfähigkeit: Hören auf sich und auf die anderen, zB: regelmäßig (einmal die Woche oder öfter) nur über Wünsche, Ziele und Träume sprechen. Ein anderes wertvolles Freundschaftritual ist dabei das Briefschreiben!
Dann ist gefragt die Fähigkeit und Bereitschaft, sich auf die Gemeinschaft einzulassen. Die Familie zB: können wir uns nicht aussuchen. Ebenso ist gefragt die Bereitschaft, die Regeln und Ratschläge zur Eindämmung der Verbreitung des Virus zu akzeptieren und mitzutragen. Das ist so zunächst nur das Minimum; weiter heißt das, nicht permanent und beständig kritisieren, jammern und sich beklagen.
Das Dritte ist Widerstände aushalten. Da ist hier auch ein Gefühl der Überforderung. Und da ist es wichtig - wie ja auch sonst - Aufgaben gut zu vergeben. Dann kämpfe ich nicht alleine gegen Übermächtiges, sondern wir sind gemeinsam dran. Aktiv sein ist entscheidend. Widerstände aushalten ist eben auch, sich nicht hängen lassen und Talenten neu nachspüren. Hier gehört auch der Sport dazu, körperliche Bewegung.
Thema Rituale:
Aus dem Rhythmus gebracht werden wir unruhig, und friedliches Zusammenleben wird unmöglich. Also müssen wir Rituale finden - in Freiheit jede/r, was zu ihr/zu ihm selbst passt. Rituale sind ein Geländer für die Seele. Da wird neue Kreativität geweckt in der Suche nach neuen Ritualen. Diese sind nicht nur Routine, sondern es ist die Weite in Ausrichtung auf etwas anderes, und zugleich konkret alltagstauglich. zB: Zeiteinteilungen, Frühstück, Hausarbeit, Kurse ... Oder auch jeden Tag um 11 Uhr jemanden anrufen! Oder auch 10 Minuten bewusst und langsam atmen. Nur den ganzen Tag im Jogginganzug verliert der Tag seine Griffigkeit und das Leben wird geschmacklos und schal. Rituale und Struktur verhindert dieses.
Rituale sind auch Beziehungsstifter; wenn wir zB: gemeinsam zum Gebet vereint sind, auch über Entfernungen. Weitere Ideen: aus Buch vorlesen, Tischthema aussuchen ohne Corona. In all dem gegenseitig Hören, auch die Eltern auf die Jüngeren!
Ein Rhythmus ist zu finden, für den Einzelnen und für die Gemeinschaft. Gutes Beispiel ist die gemeinsame Mahl-Zeit. Dies Suchen und Finden sehr mit Augenmaß. Und dabei forme ich mein Leben selbst; es zerrinnt nicht zwischen den Fingern.
Thema verhängnisvolle Traurigkeit:
Der Lagerkoller hat immer den Effekt der Lähmung und der Ziellosigkeit. Hier hilft als erstes: akzeptieren, daß manche Träume jetzt nicht wahr werden. Damit müssen sie nicht aufgegeben werden. Aber jetzt kann und soll dies betrauert werden, was nicht heißt, dem Verlorenen nachtrauern. Das tut weh; dies auch zulassen und ausdrücken zB: im Gespräch oder im Tagebuch, im Lied oder Gebet. Nun frage ich mich, welche Spur ich jetzt im Leben setzen will, die des ewigen Selbstmitleides, oder die des Betrauerns mit Abschied und Neuausrichtung in Gegenwart und Zukunft. Dann bin ich bereit, neue Ziele zu finden - und am Sonntag ein Brainstorming dazu!?
Neue Ziele sind nötig, die realistisch sind. Der Mensch braucht diese innere Spannung darauf hin. Und das ist das Beste gegen das Gift der Schwermut und Trägheit und Traurigkeit. Darin lassen wir uns oft nur beschallen und berieseln. Aber aktiv sein, dann kommen wir dagegen an; und dazu neue Ziele.
Thema Freiräume:
Wir lernen nun, auf wenigen Quadratmetern in Freiheit und Weite zu leben. Im persönlichen Schutzraum, darin in der Öffnung nach oben. Und da gibt es wichtige Fragen: Was brauchen wir darin? Was fehlt? Was ist zu viel? Kann ich da bei mir zu Hause sein?
Siehe einmal die Tradition der Herrgottswinkel. Solche Ecken unbedingt schaffen. Dort kann ich in eine Weite eintreten. Andere darf ich dann auch bitten, diesen Frei-Raum zu respektieren. Es ist mein Privatraum; und da bin ich bei mir selbst; bedeutet auch, mich auszuhalten. "Jeder Mensch braucht seine Nische und es ist gut, wenn er sie findet, sie für sich und seine Bedürfnisse einrichtet und sich dorthin von Zeit zu Zeit zurückzieht." Wenn solch ein Frei-Raum zu sehr zugestellt ist, dann ist da auch Frühjahrsputz angesagt, Entrümpelung. Wieder die Frage: ist es da wohnlich für mich, für uns? Wie wollen wir uns einrichten? Zuhause und Heimat.
Thema Nähe und Distanz:
Das ist: die Balance halten. Da gibt es auch die mentalen Schutzräume. Manchmal beisammen sein und reden, manchmal andere für sich lassen. Die Frage ist manchmal knifflig, wann ich an eine "Schutzraum-Tür" klopfen darf oder soll. Da ist es manchmal gut, sich auch bei dieser großen Nähe etwas mehr Nachbarn sein. Wie wir das oft so sagen: wir haben gute Nachbarn, mit denen wir reden und uns helfen können; aber wir sitzen nicht jeden Tag zusammen und tratschen.
Dafür sind zwei Grundprinzipien wichtig: Reden und Schweigen. Für Reden ist jetzt Zeit. Darüber, wie wir Nähe und Distanz empfinden. Wir können die folgende Frage stellen: was wünschen sich die anderen oder ersehnen sie sich oder brauchen sie? Einfach achtsam darauf hören, wie sich die anderen bestimmte Dinge und Momente vorstellen. Solches Reden ist entscheidend. Und dazu gehört wesentlich auch die Stille. Alles andere außen vor lassen, was oft sonst die Stille brechen will. So kann ich auch mir selbst gegenüber still sein.
Thema Emotionen:
Emotionen sind auszuhalten. Es gilt, sie bewusst anzuschauen. Vor allem auch das, was uns beschämt. Es "ist ein bekanntes Krisengefühl: Scham, Ohnmacht, Hilflosigkeit, weil man der Krise nicht Herr wird". Das zu erkennen, befreit. "Wir müssen uns nicht dafür schämen, dass wir uns schämen." Und dann tut es gut zu wissen, dass wir nicht alleine oder einsam sind mit den Emotionen. Dazu gehört umgekehrt jetzt in dieser Zeit auch der volle Genuß allen Glücks, Spaß und Freude und Lachen. Freude auch darüber, daß der Mensch im Grunde gut geschaffen ist, daß uns grundsätzlich nichts genommen werden kann an Freiheit und Weite und Würde und Sinn.
Thema Solidarität:
Neben den Negativ-Meldungen gibt es auch viele Positiv-Nachrichten, hoffnungsvolles Verhalten: Solidarität. Gegenüber einem Aktionismus in der Krise ist die Solidarität sowohl kurz- als auch langfristig angelegt, individuell und gesamtgesellschaftlich. Dabei geht es um die rechte Sorge (im Unterschied zur falschen Sorge), was auch eine sehr biblische Unterscheidung im Evangelium ist. Trotz der ganz berechtigten Angst sollte daraus keine Panik werden; dann wird das die ängstliche Sorge als die falsche. "Die rechte Sorge ist die Fürsorge für den andern." - geprägt von Solidarität. Da kann es Fehler geben; aber sie ist konkret und konstruktiv.
Dazu gehört auch die Askese. Wir sind ja in der Fastenzeit. Da ist eine gesellschaftliche Askese zugleich der Ausdruck von Solidarität mit dem, was der Mensch ist. Das ist auf großer Ebene der Gegenpol zur Gefahr der Spaltung.
Die Tradition der Klöster kennt dabei die freiwillig eingegangene Verpflichtung zur stabilitas loci - das fest gebunden Bleiben an einen Ort. Das ergibt eine Solidarität sowohl mit denen vor Ort als auch mit denen weit weg. Und darin wieder die Frage nach Nähe und Distanz: wie stabil sollte ein Mensch leben, um stabile Beziehungen zu haben, die ihn auch durch die Krise tragen? Müssen immer so viele Reisen sein? Zu dieser Ver-(Ange-)bundenheit zum Ort gehört wesentlich auch die Gastfreundschaft. Sind wir - auch in der Krise - noch in der Lage, gastfreundlich zu sein? Oder schotten wir uns ab? Die Solidarität zeigt sich in dem, wie wir mit der Quarantäne-Situation umgehen. Wir haben die Chance, die Balance im Miteinander zu überprüfen. Wir haben die Chance zum neuen Leben.
(Anselm Grün: Quarantäne! Eine Gebrauchsanweisung, Herder-Verlag 2020, ISBN 978-3-451-38869-9; auch als E-Book verfügbar)